Aus der Geschichte des Waldes

Im Buch «1000 Jahre Lyss» von Max Gribi ist nachzulesen, dass nach dem Rückzug der eiszeitlichen Gletscher vor rund 30'000 Jahren, fast das ganze Mittelland durchgehend bewaldet war. Völkerwanderungen (in unserer Gegend Alemannen und Burgunder), der Aufschwung der Klöster und schliesslich die aufblühende Industrialisierung und der damit zusammenhängende Energiebedarf führten zu grossflächigen Rodungen, so dass um die letzte Jahrtausendwende nur noch rund ein Viertel der ursprünglichen Waldfläche existierte. Im Mittelalter waren es Holzschlag und Waldweidbetrieb, die den Wäldern schweren Schaden zufügten. Nur eine geregelte Forstwirtschaft vermochte der Waldvernichtung und dem damals drohenden Holzmangel noch Einhalt zu gebieten. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts griff der Staat Bern, nachdem er sich zuvor auf die stadtnahen Waldungen beschränkt hatte, auch in das ländliche Forstwesen ein. 1592 erliess er ein Verbot, Waldboden eigenmächtig zu urbanisieren und erhob überdies einen Eigentumsanspruch auf die meisten Wälder.

Die Waldteilung

Auszug «Aus der Geschichte der Lysser Waldungen», herausgegeben von der Personalburgergemeinde Lyss.

Im Jahre 1851 tritt zum ersten Mal die heute geläufige Unterscheidung von Realwald- und Personalwaldbesitzer in Erscheinung. In einem vorläufigen Weidabtauschvertrag zwischen der Kantonalen Finanzdirektion, der Kantonementskommission und der Holzgemeinde Lyss tritt der Staat jedem auf der Jahresholzliste von 1851 anerkannten Holzbezüger eine Fläche von einer Jucharte ab. Und zwar: An diejenigen mit Grundeigentum (mehr als 5 Jucharten) definitiv, an diejenigen ohne Grundeigentum (weniger als 5 Jucharten) zur Benutzung als Korporationsgut. Zu beachten gilt, dass eine Jucharte 40'000 Qadratfuss galt, was ungefähr 36 Aren entspricht.

Nach mehreren Jahren der Verhandlungen wurde im Jahr 1855 das Kantonsurteil zur Waldzuteilung in Lyss erlassen. Die Waldungen wurden in Staatswald, Wald der Einwohnergemeinde, Privatwald und Wald der Personalberechtigten aufgeteilt. Abgesehen vom Staats- und Gemeindewald lässt sich vereinfacht festhalten, dass den Grundeigentümern (Bauern) Privatwald zugeteilt und den übrigen Lyssburgern ein Nutzungsrecht am Personalwald zugesprochen wurde. Eine eigentliche Burgergemeinde gab es in Lyss im Gegensatz zu den umliegenden Gemeinden allerdings nie.

Aus den nutzungsberechtigten Burgern entstand die Personalwaldkorporation und schliesslich ab 2019 die heutige «Burgerliche Waldkorporation Lyss».

Einige Eckpunkte aus der Geschichte

1837    In Lyss bildet sich eine Holzkommission, um mit dem Staat über eine feste Waldzuteilung zu verhandeln

1855    Kantonsurteil zur Waldzuteilung Lyss

1857    Genehmigung des Reglements der Gemeinde- und Personalwaldungen / Wahl der ersten Verwaltungskommission

1978    Gründung des Forstreviers Lyss aufgrund der neuen Waldgesetzgebung

1979    Amtsantritt des Revierförsters Andres Ammann

1982    Neues Organisations- und Verwaltungsreglement

1993    Gemeinderätlicher Beschluss über die Weiterentwicklung des Forstbetriebs

2008    Neubau Werkhof Forstbetrieb

2009    Einweihung des Lysser Aussichtsturms

2019    Gründung «Burgerliche Waldkorporation Lyss» / Pensionierung Andres Ammann und Übernahme des Forstbetriebs durch neuen Revierförster Livio Pedrelli

Aufteilung der Lysser Wälder

Quelle: Buch von Max Gribi, «1000 Jahre Lyss»

Vorstand der Burgerlichen Waldkorporation Lyss

In der heutigen Zeit wird der Forstbetrieb Lyss vom Vorstand der Burgerlichen Waldkorporation auf strategischer Ebene geführt. Für die operative Führung ist Betriebsleiter und Revierförster Livio Pedrelli verantwortlich und Monika Fankhauser führt das Sekretariat. Die nutzungsberechtigten Burger werden jährlich an zwei Korporationsversammlung (Hauptversammlung und Budgetversammlung) eingeladen und stimmen über die Rechnung, das Budget und andere, in ihren Aufgabenbereich fallende Geschäfte ab (grössere Maschinenbeschaffungen / Investitionen u.A.).

Von Links nach Rechts: Stefan Marti, Jasmin Kislig-Bürgi, Monika Fankhauser (Sekretärin), Doris Rufer, Andreas Steinegger, Martin Bürgi (Präsident), Livio Pedrelli (Revierförster)